Wir sind immer wieder verblüfft, was unter „gesundem Arbeiten“ verstanden wird. Es geht nie darum, eine Arbeitswelt zu erschaffen, die gesund ist. Es geht nicht darum, Organisationen zu kreieren, die selbst gesund sind und so auch Gesundheit einen Nährboden bieten. Es geht immer darum, wie der Einzelne irgendwie das System überleben kann: mit besseren Stühlen, Yoga, Selbstmanagement, Ernährung, Entspannung, Suchtprävention. Irgendwie muss der Einzelne so stark und resistent gemacht werden, dass er auch unter schwierigen Umständen gesund bleibt. Es werden Bewegungsmultiplikatoren, Ergonomie-Multiplikatoren, Entspannungs-Multiplikatoren ausgebildet und Führungskräfte werden in Fehlzeitenreduzierung und gesundheitsgerechtem Führen geschult. Der Einzelne soll stark sein und genau genommen ist aber seine Führungskraft dafür zuständig, dass er es auch ist.
Doch oftmals ist es das System, das krank macht. Das können auch der stärkste Mitarbeiter und die beste Führungskraft nicht ändern, wenn sie immer nur die Einzelperson optimieren.
Gesund arbeiten bedeutet laut Salutogenese, dass
- alle Mitarbeiter die Welt verstehen, in der sie sich befinden. Doch wie oft werden Entscheidungen nicht verstanden, Regeln nicht verstanden, Ziele nicht verstanden, die eigene Rolle nicht verstanden. Es fehlt an Transparenz und Ehrlichkeit.
- alle Mitarbeiter tatsächlich die Macht haben, etwas zu bewegen. Doch wie oft ist jeder Schritt reglementiert und jedes gescheiterte Experiment führt zu Anklagen. Es fehlt an Vertrauen und Fehlerfreundlichkeit.
- alle Mitarbeiter die Arbeit, die sie tun, als sinnvoll empfinden. Doch wie oft werden unsinnige Aufträge abgearbeitet und die Frage nach dem Sinn als Naivität abgetan. Es fehlt an Verbundenheit und Freiheit.
Wir wünschen uns, dass beim Thema „Gesundheitsmanagement“ auch diese Diskussionen geführt werden. Arbeiten wir so miteinander, dass Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit gegeben sind?